Rohstoffknappheit und die Dekarbonisierung
Die Dekarbonisierung stellt viele Staaten derzeit vor das Problem der Rohstoffknappheit in vielen Sektoren. Klimaneutrale Energiesysteme benötigen teilweise erhebliche Mengen an seltenen Rohstoffen für Anlagen und Speichersysteme.
2022 wird der Photovoltaik-Zubau weltweit erstmals bei mehr als 200 GW liegen. Die Gesamtinvestitionen werden auf mindestens 170 Milliarden US-Dollar geschätzt. Darin eingerechnet sind die steigenden Produktionskosten für Photovoltaik-Systeme, welche 2021 ca. vier Prozent höher waren als noch 2019. Dennoch deuten die Prognosen auf einen anhaltenden Zubau in der Photovoltaikbranche hin. Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Preiserhöhungen 2023 normalisieren werden. (pv-magazine)
Zwischen 2013 und 2020 waren die Kosten für Photovoltaik-Anlagen im globalen Durchschnitt noch um mehr als 50 Prozent gesunken. Gleichzeitig stieg die weltweit installierte Photovoltaik-Leistung um 275 Prozent. (pv-magazine)
Pandemiebedingte Probleme mit Investitionen, Lieferketten und Logistik haben die Situation der gestiegenen Energiepreise jedoch verschärft. Europäische Entwickler von Photovoltaikanlagen berichteten kürzlich, dass die meist in China hergestellten Solarmodule teurer und auf dem Markt schwerer zu finden sind als noch vor ein paar Jahren.
„Die Preise für eine Reihe von Materialien sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen, aber natürlich auch die Preise für Erdöl und Erdgas", so Dolf Gielen, Direktor des IRENA Innovation and Technology Centre, gegenüber DW.
Der Energieexperte fügte hinzu, dass die höhere Nachfrage nach Rohstoffen durch die E-Mobilität enorm sei, da derzeit zahlreiche neue Batteriefertigungsanlagen gebaut werden würden. Die Frage der künftigen Materialbeschaffenheit von Batterien ist derzeit noch offen. „Vor ein paar Jahren war Kobalt in aller Munde, aber jetzt sieht es so aus, als ob die benötigten Mengen an Kobalt deutlich geringer sind als bisher angenommen. Der künftige Materialmix für Kathoden ist noch ungewiss", so Gielen. (DW)
Lithium, das insbesondere für die Herstellung von Batterien am meisten nachgefragt ist, ist in mehreren Regionen weltweit vorhanden. Daher ist der Abbau selbst kein so großer strategischer Faktor, wohl aber die Verarbeitung: „China nimmt eine vorherrschende Stellung bei der Verarbeitung von batterietauglichem Lithium ein und chinesische Unternehmen kaufen eine Menge neuer Lithium-Lieferkapazitäten auf.“ (DW)
Nickel ist ein weiterer wichtiger Rohstoff für Batterien. Der Rohstoff wird derzeit vor allem auf den Philippinen und Indonesien abgebaut. Die Verarbeitung findet allerdings erneut hauptsächlich in China statt. Insgesamt wird sich die Nachfrage nach Nickel in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich verdoppeln.
Seltene Erden, die auch für Magnete benötigt werden, sind ein weiterer wichtiger Bestandteil in der Energiewende. China kontrollierte 2010 über 90 Prozent des Abbaus dieses Rohstoffs. Mögliche Exportbeschränkungen, selbst wenn sie juristisch unzulässig sind, stellen somit eine Bedrohung für die anderen Industrieländer dar. Das Problem der Rohstoffvorkommen macht daher gute zwischenstaatliche Beziehungen zur Voraussetzung für anhaltenden Wohlstand und technologischen Fortschritt.
Quellen:
https://www.dw.com/en/why-raw-materials-could-impact-speed-of-energy-transition/a-59950853, zul. aufgerufen am 1.12.2021 um 10.30 Uhr.
Artikel v. Sarah Enkhardt auf pv-magazine.de vom 16.11.2021:
https://www.pv-magazine.de/2021/11/16/ihs-markit-erwartet-hohe-modulpreise-und-lieferengpaesse-bis-2023-und-erstmals-mehr-als-200-gigawatt-zubau-2022/, zul. aufgerufen am 1.12.2021 um 11.45 Uhr.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/elektromobilitaet-unter-dem-rhein-liegt-europas-groesstes-lithium-vorkommen/27037476.html?ticket=ST-574856-Y4cOj5bLklpsGpKiQuRc-cas01.example.org, zul. aufgerufen am 1.12.201 um 11.40 Uhr.