Sind die Klimaziele für 2030 noch erreichbar?
Die deutsche Ampel-Regierung will die Energiewende beschleunigen und die Ausbauziele anheben. Laut einem Bericht des Umweltministeriums vom Herbst 2021, noch unter der alten Bundesregierung, wird Deutschland seine eigenen bis 2030 gesetzten Klimaziele deutlich verfehlen. Ohne drastische Maßnahmen werden die CO2-Emissionen demnach um nur 49 anstelle der angestrebten 65 Prozent zurückgehen (gegenüber 1990). Nach Bekanntgabe der Pläne der neuen Regierungskoalition geht man aktuell davon aus, dass auch die neu beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen werden, um beispielsweise den im Energiesektor angestrebten Erneuerbaren-Anteil von 80 Prozent zu erreichen. Zugleich ist davon auszugehen, dass mit der Energiewende und dem höheren Anteil der Elektromobilität auch der Strombedarf steigt, weshalb der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft noch einmal wesentlich beschleunigt werden muss, um eine Stromlücke zu vermeiden. Im aktuellen Energiewende-Index kommt das Beratungsunternehmen McKinsey zu dem Schluss, dass der Zubau bei der Photovoltaik bis 2030 vervierfacht und bei der Windkraft an Land verdoppelt werden muss. Windkraft-Anlagen auf See müssten sogar verdreifacht werden.
Nach Einschätzung der Analysten scheint die planmäßige Umsetzung der Energiewende bis 2030 eher unrealistisch. Allein der bisher geplante Atom- und Kohleausstieg erfordere, dass Deutschland jährlich zwei bis drei neue Kraftwerke baut, um die Versorgungssicherheit in Deutschland weiterhin zu gewährleisten. Dies wären vor allem Gaskraftwerke, Wasserstoffkraftwerke oder neue Biomasse-Kraftwerke.
Nach den Plänen der Ampel-Regierung sollte der Erneuerbaren-Anteil im Wärmesektor bis 2030 auf 50 Prozent steigen – 2020 lag er noch bei 15,6 Prozent. Um die Lücke von über 30 Prozent zu schließen, müssten sehr viel mehr Gebäude saniert und mit Wärmepumpen nachgerüstet werden. Jährlich müssten rein rechnerisch etwa 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Doch dadurch würde auch erneut der Strombedarf deutlich ansteigen, wie auch aufgrund der großen Zahl an Neuzulassungen von Elektroautos.
Hier ist schwer abschätzbar, inwiefern eine Verdopplung von 7 Millionen auf 15 Millionen E-Autos bis 2030 noch erreichbar ist. Aktuell wächst die Elektromobilitäts-Branche allerdings exponentiell an, wozu womöglich auch die steigenden Treibstoffpreise beitragen.
Quellen:
pv-magazine, Artikel v. Sandra Enkhardt (9.03.2022):
https://www.pv-magazine.de/2022/03/09/mckinsey-energiewendeindex-200-gigawatt-bedarfsluecke-bis-2030-droht-ausbau-von-photovoltaik-vervierfachen/, aufgerufen am 12.03.2022 um 13 Uhr.
tagesschau.de (19.08.2021):
https://www.tagesschau.de/inland/klimaziele-2030-verfehlt-101.html, aufgerufen am 12.03.2022 um 17 Uhr.